In ironischer Reaktion auf die "rassenhygienischen Vererbungstheorien" seines Urgroßvaters, des namhaften Eugenikers Heinrich Reichel, stellt Friedemann Derschmidt die Frage nach einer "Ideologischen Vererbungslehre“. Unter Einbeziehung aller lebenden Verwandten sucht er nach Möglichkeiten und Methoden, mit dem Engagement der eigenen Familie im Nationalsozialismus umzugehen und thematisiert ideologische und personelle Kontinuitäten von Generationen davor und danach.
Seit 2013 arbeitet Derschmidt mit Shimon Lev zusammen, der in seiner künstlerischen Arbeit die Auswirkungen der Shoa auf seine Familie in der Gegenwart thematisiert. Im gemeinsamen Projekt "Two Family Archives", das als Buch vorliegt, werden beide Projekte miteinander in Beziehung gebracht und ein vorsichtiger Dialog versucht. Das Projekt stellt eine neue Methode vor, die kollektive und die private Erinnerungskultur der eigenen Familie in einer "Zeit nach den Zeitzeugen" mit aktuellen Fragen von Identität, Haltung und Gesellschaft abzugleichen.