Veranstaltungen / Mo, 21.06.2010, 19:30
Open Space?Was ist ein Fahrstuhl? Über einen beweglichen Ort der Moderne
Der Fahrstuhl, aufgekommen im New York der 1850er-Jahre, hat vielfältige Wirkungen auf die Ordnung mehrgeschossiger Gebäude. Andreas Bernard geht in seiner kulturwissenschaftlichen Untersuchung vor allem drei fundamentalen Konsequenzen des Transportmittels nach: Erstens domestiziert die Bresche des Aufzugs die Vertikale und begradigt die früheren Wucherungen von Zwischenetagen und Nebentreppen. Zweitens lässt sich anschaulich zeigen, inwiefern der Fahrstuhl die vertikale Hierarchie der Etagen umwandelt; die unzugänglichen Raumtypen in den hoch gelegenen Gebäuderegionen verwandeln sich in Penthouses, Dachgärten und Chefetagen. Drittens schließlich ist die enge, abgeschlossene Fahrstuhlkabine selbst von Interesse; die Kombination von Intimität und Anonymität zwischen den Passagieren sorgt in den wachsenden Großstädten für anhaltende Irritationen. Die Geschichte des Fahrstuhls ist mithin die Geschichte eines Vehikels, in dem sich architekturgeschichtliche, soziale und ästhetische Grundaspekte der Moderne auf einzigartige Weise verdichten.