Diese Frage diskutierte der große Konrad Lorenz kurz vor seinem Tod in einem „Spiegel“-Interview. Und seine Antwort war negativ: Der Mensch, dieses „blöde Vieh“, ist „mit seinem Gehirn imstande, sich selbst und alle anderen auszurotten“. Aber ist es nicht gerade sein Gehirn, das den Homo sapiens dazu befähigen sollte, Lebens- und Überlebensprobleme zu erkennen, zu analysieren und angemessene rationale Lösungsstrategien zu entwickeln, die seinen Fortbestand auf der Erde garantieren? Und war es nicht gerade Lorenz, der die Fähigkeit zur Selbstkorrektur als Privileg der Spezies Mensch (und zugleich als Ursache seiner Dominanz in der Natur) angesehen hat? Und dennoch tut der Mensch zahllose Dinge, die ihm auf lange Sicht selbst schaden. Knapp 25 Jahre nach Lorenz’ Tod lohnt es sich, seine Thesen auf der Basis aktueller neurowissenschaftlicher Erkenntnisse neu zu diskutieren – in einer übervölkerten Welt voller Elend, Hunger und Armut, die am ökologischen Abgrund steht.