Veranstaltungen / Mo, 04.05.2015, 19:30

Wahrheit?
Foto: Bundesheer
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70 = 30 = 15 Jahre danach - Österreich und der Nationalsozialismus. Eine Erinnerungsbilanz.

Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist in Österreich ein junges Phänomen, im Wesentlichen eines der letzten beiden Jahrzehnte. Mit der Causa Waldheim war Österreich ab Mitte der 1980er Jahre unter Zugzwang, um das Millennium zeitigte der Druck von Außen langsam Wirkung: Die Historikerkommission nahm ihre Arbeit auf, Kunstrückgabegesetz und Versöhnungsfond entstanden. Im Zuge der ersten Regierungsbeteiligung der FPÖ wurde schließlich auch dem bildungspolitischen Engagement mehr Augenmerk geschenkt (Verein _erinnern.at_, Gedenkstätte Mauthausen).

Während die offizielle „Anerkennung“ und „Aufarbeitung“ Jahrzehnte auf sich warten ließ, setzte die politische Instrumentalisierung schon an der Wiege der zweiten Republik ein - von der Unabhängigkeitserklärung des 27. April 1945 über die fahrlässige Nachkriegsjustiz bis zum fatalen Paarlauf von Opfermythos und Widerstandserzählung. Der Zugang zu den historischen Ereignissen war durch Klitterungen und Tabus verschüttet - der Zynismus im Umgang mit dem Erbe häufte sich noch darauf.

Sind diese langen Traditionslinien heute ausgelaufen? Wie viel Substanz hat der vielzitierte „Paradigmenwechsel“ der Neunzigerjahre? Auf welchen Ebenen fand er (nicht) statt? Wie sind Kunstrückgabe und Entschädigungszahlungen aktuell zu bewerten? Ist das Ende der politischen Instrumentalisierung gekommen?

Gäste:

Sophie Lillie, Kunst- und Zeithistorikerin in Wien mit Forschungsschwerpunkt Privates Sammeln in Wien vor 1938. Unter dem Titel „Was einmal war“ veröffentlichte sie 2003 das Standardwerk zur österreichischen Kunstrestitution.

„Geraubte Gegenstände zurückzugeben, bedeutet Unrecht anzuerkennen.“

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Margit Reiter, lehrt und forscht als Dozentin für Zeitgeschichte an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen zu NS-Nachgeschichte, Antisemitismus, Nationalsozialismus im Familiengedächtnis; Autorin des Standardwerks "Die Generation danach" (2006), derzeit leitet sie ein FWF-Projekt zu Antisemitismus im "Ehemaligen"-Milieu nach 1945.

„Der Nationalsozialismus ist Bestandteil jeder österreichischen Familie - gilt das auch heute noch?“

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Ruth Wodak, Sprachwissenschaftlerin und Professorin an der University of Lancaster (GB), affiliiert an die Universität Wien. Langjährige Forschungen, Publikations- und Lehrtätigkeit zu Diskursanalyse, Identitätspolitik, politischer Diskriminierung sowie zu sozio- und psycholinguistischen Aspekten von Rassismus, Antisemitismus und Sexismus. Trägerin des Wittgenstein-Preises 1996.

„Eine ‚Politik der (Ver-)Leugnung‘ war und ist für das Österreich der Nachkriegszeit charakteristisch; allerdings findet sich eine solche natürlich auch anderswo - überall dort, wo es um traumatische Vergangenheiten und um Fragen der Schuldzuweisung geht.“

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Alexander Pollak, ist Sprecher der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch. Hat u.a. als Mitarbeiter des Forschungsschwerpunkts „Diskurs, Politik, Identität“ zum Umgang der österreichischen Medien mit der NS-Vergangenheit geforscht und publiziert. 2002 erschien sein Buch zur „Wehrmachtslegende in Österreich".

„Der Kampf gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit, der Ausgrenzung, der Unterdrückung und der Gewalt und für eine offene, demokratische Kultur der Gleichberechtigung, des Respekts und der Achtung der Menschenwürde geht weiter.“

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Mo, 04.05.2015, 19:30
GastgeberIn: Wolfgang Schmutz

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